Auf dem Beschleunigungsstreifen überlege ich noch, ob ich die Fenster in meinem KFZ schließen soll. Aber es ist so warm, dass ich während der kurzen Autobahnfahrt die Fenster geöffnet lassen kann.
Wann hatten wir schon einmal ein so warmes Silvester, frage ich mich innerlich, als ich die nächste Ausfahrt nehme.

Traditionen sind da, um fortgeführt zu werden, auch wenn es in manchen Jahren schwerer fällt, weil sich vieles wie ein Deja Vu des vorletzten Jahres angefühlt hat. Aber beginnen wir den Jahresrückblick, und somit ein Blick zurück auf meine Rennsaison 2021.

Mit dem RC Rennen in Hütschenhausen am 18. Dezember 2021 ging in diesem Jahr meine RC Renn Saison zu Ende, OR8 (Verbrenner Buggy 1:8), ORE4WDST (Elektronisch angetriebener Buggy, 4 WD 1:10 Standard) und ORESC2 (1:10 2WD Short Course Truck). Zeit inne zu halten und zurück zu schauen, nach 6 ½ Jahren im RC Rennzirkus und nach 8 Jahren im RC Hobby.
Wie üblich mit Inhaltsverzeichnis, mit dem der Leser direkt in die einzelnen Bereiche wechseln kann.

Inhalt

Erwartungen und Realität

Der Sommer 2020 ließ auf mehr hoffen, aber die gesellschaftliche Lage im November 2020 bis März 2021 korrigierte die Erwartung.
Ich glaube jeder hoffte in seiner kleinen Welt auf die Rückkehr zur Normalität. Natürlich hatte ich auch meine Erwartung, wie man im Beitrag „Lasst die Spiele beginnen“ lesen kann.
Hält man aber kurz inne und schaut zurück, so gab es doch einiges in 2021:

Kein Trainingstag, aber ein Arbeitseinsatz im Heimatverein RCR Peterberg e.V. und viele Stunden im technischen Dienst an den Renn Aspiranten. Das war mehr, als es der Herbst 2020 erwarten ließ und weniger als erhofft war.

Ohne Stillstand

In den ersten Monaten des Jahres fanden keine RC Rennveranstaltungen statt. Trotzdem konnte ich für mich mit dem Blog „Beside the Race“ und dem YouTube Kanal die Vernetzung weiter betreiben. Ich lernte einige neue YouTube Kanäle kennen, freute mich über verschiedene Informationen im RC-Modellbau und hoffte auf das nächste kommende Rennen. „Rennen ist Leben, der Rest ist Warten“ und somit hieß es die ersten Monate „Warten“.
Aber es gab natürlich auch ein unfassbares Event, im deutschen Fernsehen war nach langer Zeit wieder einmal das RC Hobby vertreten bzw. zu sehen. Das bei einer Sendung mit einer relativ hohen Einschaltquote. Das „RC Rennen bei ‚Schlag den Star‘“ war ein Lichtblick während des Wartens.
Ohne Stillstand produzierten auch unsere Wettkampf Modell Hersteller neue Version ihrer verschiedenen Aspiranten in den verschiedenen RC Sport Klassen. Somit waren viele RC Rennfahrer vor die Entscheidung gestellt, in der Saison ein fast ungenutzt RC Modell gegen den Nachfolger zu tauschen. Dieser Effekt durchzog alle mir bekannten Klassen im RC Rennsport.
Vereinzelt gab es im Mai und Juni dann schon die ersten RC Veranstaltungen, die mit eng, mit den Ordnungsämtern, abgestimmten Hygienekonzept stattfanden. Der Hessencup startete mit dem Rennveranstaltung Ende Juni in Kassel, an dem ich aufgrund eines Termin Konfliktes – schweren Herzens – nicht teilnehmen konnte.

Hoffnung

Hoffnung ist eine teilweise ironische und auch schöne Eigenschaft. Hoffnung lässt ein an etwas glauben, obwohl man, wenn man die Realität und die Fakten abgleicht, genau weiß, dass dieses nicht so eintreten wird.
So waren auch die ersten zwei Quartale in 2021, denn obwohl wir in den Medien mitgeteilt bekommen haben, dass die Gesundheitslage in Deutschland ein RC Rennsport auf eine sehr niedrige Priorität drückte, hatte doch wahrscheinlich jeder RC Rennfahrer die Hoffnung, vielleicht doch an einem RC Rennen teilnehmen zu können.
Erst im wärmer werdenden Frühling, als ich die einzelnen Vereine und Veranstalter mit den unterschiedlichsten Hygienekonzept dann Überwasser hielten, wurde die Hoffnung wieder zu einem Stück Realität. Veranstaltungen, Vereinsarbeit, Treffen mit anderen RC Hobby Begeisterten und einfach auch das Pflegen von Kameradschaft und Freundschaft hielt wieder Einzug in unseren Alltag.
So ist nun mal Hoffnung, sie lässt uns Dürrezeiten überstehen, bringt uns dazu realistische Fakten auszublenden und auf das nächste was kommt zu hoffen.

Veränderung

Ich habe noch Zeit, als ich mit meinem Dienstwagen von einem Kundenbesuch zurück von Frankfurt in Richtung Köln auf der A3 fahre. Ich nehme die Abfahrt und rolle langsam den kleinen Feldweg zu der damaligen Strecke der Interessensgemeinschaft, auf der ich meine ersten Runden gedreht habe. Runden ist natürlich übertrieben, da die Strecke weit entfernt von einer RC-Rennstrecke Niveau in Bezug auf ihre Ausstattung und Qualität war.
Am Ende des Feldweges bin ich verwundert, da ein schwerer Bagger Erdarbeiten durchführt. Die Strecke ist Geschichte, sie ist nicht mehr da und ich stelle fest, dass alles in unserem Leben einer Veränderung unterliegt und wir nur teilweise Einfluss darauf haben.
In Teilen ist uns dieser Einfluss nicht bewusst, indem wir z.B. an einer Rennveranstaltung teilnehmen oder in dem wir uns an dem Vereinsleben unseres Heimatvereins beteiligen. In anderen Teilen ist uns dieser Einfluss bewusst und wir nehmen diesen nicht aktiv wahr, z.B. beim Sportbundtag des DMCs.
Aber im Grunde ist es egal ob wir als Wald- / Wiesen- / Feldweg- / Schotterplatz RC Fahrer, als so genannter „Basher“ oder als RC Rennfahrer aktiv sind, wir beeinflussen immer mit dem was wir tun das was wir betreiben. So wie der „Schmetterlingsflügelschlag“ den Sturm auf einem anderen Kontinent beeinflusst, so beeinflussen wir mit unserem Tun auch unser Umfeld, bzw. unser Hobby.
Versuchen wir doch alle, mit unserem Flügelschlag positive Auswirkungen auf unser Hobby zu erzeugen.

Ehemalige RC Strecke in der Nähe von Oberhonnefeld

Kleiner Wechsel

Am 1. März 2021 hatte es Serpent via News verkündet, die dritte Generation der Serpent Spyder SRX4 wird herausgebracht. Am 16. April war die zweite News, dass die ersten Bausätze versendet wurden.
Grundsätzlich war ich mit der Serpent Spyder SDX4 Evo zufrieden und begangen nun Informationen zu sammeln, ob es eine Nachfolge Generation zu diesem RC Modellserie geben würde. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass die Modellserie SDX4 somit erst einmal pausiert (ggf. eingestellt) würde, entschiede ich mich dazu auf die Spyder SRX4 Gen 3 zu wechseln. Ich leitete somit den Verkauf und Kauf der RC Modelle ein.
Dieses würde auch ein Wechsel eines Kardangelenk / Wellen zu einem Riemen getriebenen 1:10 Modells bedeuten. Wieder Neuland für mich, aber man lernt nie aus.

8275

Aufgrund von zeitlichen Terminkollisionen und da die Saison im Hessencup erst Ende Juni begonnen hatte, startete ich beim dritten Lauf des Hessencup in Bischofsheim zum ersten Mal im Jahr 2021 bei einer Rennveranstaltung.
Das waren „die magischen 8275“ Stunden warten, ohne je auf einer Strecke trainiert zu haben, ohne einmal zu Hause ein wenig das Modell „bewegt“ zu haben und ohne größere Vorbereitungen.
Das hieß aber auch 8275 Stunden ohne Fahrerlager Schnack, ohne Renn Familie, ohne Bekannte, Freunde, und ohne das von mir so vermisste „Familiengefühl“ dass ich bei jeder RC Rennveranstaltung erlebe.
Hätte mir jemand vor acht Jahren gesagt, dass ich einmal die Tage und Stunden zu einer Rennveranstaltung zählen würde, so hätte ich es nicht geglaubt. Ich hätte ihn sicherlich belächelt, insbesondere wo es für mich nicht um einen Podiumsplatz geht. Es ist für mich immer das Gefühl der RC Rennveranstaltung, die oben genannte Aufzählung von Worten sind eben mehr als Worte, sie sind Emotion pur.

Durchwachsen

Wie man in meinem verschiedenen Rennberichten lesen kann, so sind die Ergebnisse nicht gleich erfolgreich wie in der Saison 2019. Es war eher eine durchwachsene Saison, zum einen aufgrund der langen Pause, zum anderen aber auch durch kleine Unachtsamkeiten die ich selber eingebaut hatte.
Trotz dieser Tatsache ergaben sich eigentlich bei jeder berichteten Veranstaltung immer wieder Lichtblicke. Es freut mich, wenn der Blog „Rennteilnahme ist einfach…“, ggf. vielen andere RC Modellbau Begeisterte diese Bereiche des Hobbys näher bringt. Dabei rede ich nicht von den bereits beschriebenen Emotionen, sondern von Kopf an Kopf Fights (siehe auch „Unerwartet“) und positiven Erfahrungen die mir meinen Umstieg auf mein jetziges Verbrenner Aggregat zugutekommen ließen (siehe auch „Energie„). Es ist einfach angenehm schön, wenn die Hardware funktioniert und es lediglich an den Soft Kills liegt.

Familie

Ich glaube in fast jedem Jahresrückblick kommt ein Kapitel vor, der das Familiengefühl des Fahrerlagers umschreibt.
Faszinierend und begeisternd ist es, dass dieses Familiengefühl bestehen bleibt, auch wenn sich die gesellschaftlichen Einflüsse verändern.
So wie in den letzten Jahren, gab es auch in 2021 viele einzelne Augenblicke, die einfach angenehm, einzigartig, emotionell, freundschaftlich und familiär waren. Diese alle einzeln aufzuzählen, oder mit der GoPro schnell mit zu filmen ist einfach nicht möglich, bzw. würde es den gestellten Rahmen sprengen.
Sei es nun das Grillen unter dem Pavillon, das zusammen nächtliche Pizza verspeisen in familiärer Runde, der Verdunstungsgerad von Glühwein – wenn man ihn nicht zuschraubt -, unerwartete Gespräche in später Schrauberstunde, Gespräche bei kalten Fingern, währenddessen man Reifen putzt oder in den Breiten Gassen des Fahrerlagers.
Ja, Rennen das ist Leben, der Rest ist Warten.

Riss

Wir alle werden es erlebt haben, die starken Veränderungen in unserem Alltag, die mit der Gesundheitslage ab März 2019 stattgefunden haben, führen zu einem Riss.
Damit ist nicht die Schere zwischen Reich und Arm gemeint, nicht die soziale Spaltung der Gesellschaft in verschiedene Ebenen, es ist einfach ein Riss der quer durch die Gesellschaft zieht.
Dieses erleben wir teilweise sehr direkt und offen und teilweise passiv. Sei es die Akzeptanz der Gesundheitslage oder die Deutung dieser in unterschiedliche Richtungen.
Ich möchte dieses Thema – bitte – nicht mit Pro / Contra hier diskutieren, da es endlos und ergebnislos ist. Zu meinem Bedauern hat sich dieser Riss in Teilen der Gesellschaft aber auch im Fahrerlager eingefunden.
Das ist zu bedauern, denn wir betreiben einen Nischensport. Somit schon vom Grundsatz her eine Aktivität die vom Aussterben bedroht ist. Jeder weitere negative Einfluss auf diese fragile Nischensportart, ist vielleicht ein negativer Einfluss zu viel.
Hoffen wir, dass wir als Fahrerlager, das ebenfalls ein „Querschnitt der Gesellschaft“ ist, es schaffen, diese Risse zu kitten. Denn eines hat der RC Rennfahrer sicherlich auch in seinen Genen, das Reparieren und Improvisieren in schweren Lagen. Hoffen wir, dass auch ein klein wenig Philosoph in ihm steckt, um die direkten und indirekten Meinungsunterschiede zu überwinden.

So Vieles

Was in diesem Jahr indirekt stattgefunden hat, aber von uns kaum zur Kenntnis genommen wurde.
So ist der DMC Verband 50 Jahre alt geworden und der tragische Abschied von Sabine Schmitz, was nur zwei von vielen Ereignissen sind.
Viele Vereine haben aufgrund der Hygieneanforderungen ihre Rennveranstaltung nicht durchführen können, währenddessen es einzelne Cups und Rennveranstaltung gab, die mit viel Aufwand das weitere Betreiben des RC Rennsports ermöglicht haben.
Vielen Dank für diesen Einsatz und freuen wir uns darauf, dass im Jahr 2022 viele der von uns vermissten Gesichter den Weg zurück ins Fahrerlager finden werden.

Im Verhältnis

Wenn ich meinen Jahresrückblick und das Erlebte ins Verhältnis zur gesellschaftlichen Entwicklung und Veränderung setze, so geht es mir gut. Wieder habe ich den Verlust eines geliebten Menschen aufgrund der Gesundheitslage zu beklagen, noch bin ich selber von dieser negativ beeinflusst worden.
Würde ich meine Bilanz lediglich auf die erreichen Podiumsplätze einschränken, so müsste ich dieses Hobby sofort einstellen und auch den hier betriebenen Blog. Aber dieses Hobby ist mehr als nur die Aufreihung von Pokalen oder Siegertitel.
Vergleiche ich dieses nun mit dem Erlebten von Mitmenschen und Bekannten, liege ich über dem Durchschnitt und kann eine positive Bilanz ziehen.

Ziele 2022

Ich setze mir als Ziel für 2022, das das Wort „Normalität“ wieder mehr Einzug in meinen Alltag gewinnt. Dieses ist nicht negativ gemeint, sondern als „Normalität“ aus der Zeit davor.
Ich freue mich darauf, wieder ins Fahrerlager zu kommen, wieder neue und erweiterte Vernetzung im Hobby zu erleben. Ich freue mich auf Rennaugenblicke die mir das Adrenalin in die Adern schießen lassen und meinen Puls spürbar machen. Ich freue mich auf Kopf an Kopf Fights, auf den Fahrerlager Schnack.
Ja, ich glaube das Jahr 2022 wird wieder mehr zum „normalen“ RC Rennveranstaltungs-Jahr.

Danke

Obwohl es in diesem Jahr wirklich wenig Rennveranstaltung waren, möchte ich mich ganz besonders in diesem Jahr bei jenen bedanken, die mich unterstützt, akzeptiert und geduldet haben, die meine Rennberichte gelesen, geteilt und „geliked“ haben, die mir Feedback gegeben haben, die mit mir ein Teil der Fahrerlager Familie sind, die mir bei der RC Technik geholfen haben, die mir allgemein bei den unterschiedlichen Aktivitäten geholfen haben und ein besonderes Dankeschön an die Streckenposten die mich wieder auf die richtige Seite drehten und auf die Strecke setzten.

Ein „Frohes neus Jahr 2022“ und „bleib gesund“.

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