Once again racer time, life can begin again.
The magic 8275

Ich stehe hinter dem Schutzgitter beim Marshal Posten (Strecken Posten) „3“ im Rhein-Main-Circuit des ESV Blau-Gold Bischofsheim 1958 e.V. Die kleinen RC Buggys fahren mit kreischenden Nitrotriebwerken an mir vorbei. Einige treffen die Ideallinie im Infield, einige eher die Curbs. Obwohl es ein Vorlauf ist, sieht man auch hier schon energische aber faire Kopf an Kopf Fights um die letzte Sekunde. Es ist spannend und ja, ich habe das vermisst!

Keine Ahnung warum mich das mit Zufriedenheit erfüllt, wenn ich den vorbei rasenden Buggys hinter herschaue, aber es ist einfach wunderbar. Wie ein Abhängiger wird mein Suchtbedarf befriedigt und überglücklich und hoch motiviert verlasse ich den Streckenposten…
„Rennen ist Leben, der Rest Warten“, das ist es, was mir durch den Kopf schießt…

Inhalt

Wildes Fahrerlager

Dadurch das viele Sportkreisgruppen nicht das Glück haben, das Ihre Cups weiterlaufen, sind viele RC Fahrer nach Bischofsheim gekommen. Berkan & Burak Killic, Aron Rönick, Kim Einert oder Aron Weitz und viele mehr. Hoffen wir das diese verrückte Zeit endet und wieder viele Vereine Ihre Strecken den Cups zur Verfügung stellen – können – und wieder in jeder Sportkreisgruppe des DMC’s Rennsport im kleinen Maßstab betrieben wird.

The magic 8275

8275 Stunden, also „achttausend zweihundert und fünfundsiebzig“ Stunden oder eben 344,79 Tage bin ich kein einziges Rennen, Training oder Motor Testfahrt fahren gewesen. Erwartet hatte ich das bei meinem letzten RC Rennen auf der Longfield Speedranch nicht. Als ich am 18.10.2020 beim ersten Lauf der “Five Days Rennen” meine Finalläufe beendete, war der Kalender mit möglichen Rentnerinnen gefüllt. Die Realität hat uns dann gelehrt, dass es ganz schnell anders kommen kann.
Die Zeit wurde genutzt, der Blogeintrag „Informationen im RC Modellbau“ war aufwendig, auch der Jahresrückblick und die Produktion der „Beside the Race“ YouTube Teile füllten die rennfreien Wochenenden etwas aus. Aber es war definitiv kein gleichwertiger Ersatz.
Mit anderen Worten beschrieben, 8275 Stunden „Warten“ und nicht „Leben“. Immer mit der Befürchtung, dass viele aus dem Fahrerlager spurlos verschwinden, dass Vereine und somit Strecken um Ihr Überleben kämpfen und der Nischensport RC Rennen noch mehr schrumpft.
8275 Stunden kein mit Mitfieber, keine Rennbegeisterung und kein Fahrerlager Schnack. Kein zusammen im Pavillon die Köpfe zusammenstecken und über den Schrauber-Tisch zu schauen und Erfahrungsaustausch zu betreiben.
8275 Stunden ohne das Familiengefühl der RC Rennpiloten und RC Sport Betreiber.
Aus diesem Grund der Begriff in der Einführung, die magischen „8275“!

Ohne Liebe

Es ist spät, die Zeit am Freitagabend vor dem Rennen verrinnt mir wie Sand in den Fingern. Ein kurzer Blick ins Regal, dort sehe ich meine alten Karosserien, die ich sonst zum Training genutzt hatte. Tausendfach geflickt und immer wieder ausgebessert. Sie hatten jetzt ihren Zenit definitiv überschritten und würden mir bei diesem Rennen keinen Dienst leisten können. Wenn dann vielleicht eine halbe Bahn, danach würden sie sich in Einzelteile zerlegen und als Konfetti die Strecke verschönern. Ich schaue auf die zwei Spraydosen Tamiya Karosserie Lack und schaue noch einmal nervös auf die Uhr. Es bringt nichts, ich brauche eine Trainings Karosserie sonst wird das morgen ganz böse. Dabei hatte ich so viel geplant, ich wusste ganz genau wie meine Trainings Karosserie aussehen sollte, alles das war nun hinfällig. Schnell ein grobes Muster mit Rot vor gesprüht, dann mit weiß die Hintergrundfarbe. Jetzt noch die übliche Nachbereitung der Karosserie, Löcher und Ränder schneiden, die Kanten abschleifen und dann die Verstärkung einkleben. Wieder waren mir 60 Minuten Zeit einfach durch die Finger geronnen und die Uhrzeit näherte sich unweigerlich der Datumsgrenze. Wenigstens hatte ich jetzt eine Trainings Karosserie.
“Was ist denn das für eine ‚ohne Liebe‘ gefertigte Karosserie?” rief Sascha neben mir auf dem Fahrerstand.
“Das ist meine, das ist meine Trainings Karosserie, ich hatte sonst nichts anderes mehr und ich musste sie gestern wirklich schnell machen!” gestehe ich.

Wie Fahrradfahren

Wäre es nicht schön, wenn RC Competition Fahren ein Soft Skill wäre, der wie Fahrradfahren ist? Etwas was man nie verlernt? Kann man RC Fahren überhaupt verlernen? Verlernen wohl nicht, aber dass man ein Trainings Defizit hat, merkt man doch deutlich. Zu Beginn muss man sich erst wieder daran gewöhnen wie der Buggy reagiert, wie klein und schmal die Strecke ist, wie jedes Hindernis eine Herausforderung ist und wie schnell man einen Fehler macht. Die ersten Meter sind eher peinlich, aber spätestens der 2te Trainigslauf ist wieder ansehnlich. Aber wenn man in den kurzen Pausen nach Rechts und Links schaut, den anderen Aspiranten geht es nicht besser.
Also ist es doch wie Fahrradfahren? ?

Eigener Verlauf

Vor dem Rennen

Zu meinem eigenen Bedauern konnte ich das Wochenende 21.-22.08 nicht zum technischen Dienst am Buggy nutzen, da ich zu so etwas wie einem ehrenamtlichen „Schiedsrichter“ Dienst abberufen wurde.
Ich hatte dann am Dienstag mit dem Aufräumen der Arbeitsecke begonnen, Mittwoch und Donnerstagabend verwendet mit Zerlegen des Buggys und dem groben Vorreinigen. Freitag war es dann doch etwas viel, denn Trainings Karosserie fertig machen, alle Differentiale neu befüllen, eine neue Chassis Platte verbauen, die Kugellager der Lenkung erneuern und die Akkus laden.
Irgendwann um 01:30 Uhr, als mir zum dritten Mal eine kleine Schraube heruntergefallen war, hatte ich den Entschluss gefasst, erst zu Schlafen und am Morgen weiter zu machen.
Mit etwas Schlaf, 2 Tassen Kaffee und einer deutlich höheren Konzentration packte ich die RC Sachen und belud das reale Kfz. 1 ¾ Stunden Anreise nach Bischofsheim standen nun an. Mein Glück war es, dass die A3 am Samstagmorgen doch recht leer war.

Ankunft
Um 7:40 Uhr rollte ich auf den Parkplatz und das Fahrerlager war bereits gut gefüllt. Jürgen empfing mich und half mir bei der Suche nach einem Pavillon Platz. Die Pavillons wurden aufgrund von Hygienemaßnahmen mit Abstand aufgebaut. Neben der Anmeldung und Registrierung reservierte ich noch einen Stellplatz für Pützi (Andreas Pütz).
Schon während des Aufbaus regnete es leicht und als mein Pavillon stand schon stärker. Da mir auch einfach die Routine fehlte, dauerte der Aufbau etwas länger und ich begann dann gleich den technischen Dienst am Buggy fortzusetzen. Dabei unterhielt ich mich mit Mario Herms, der nach seiner Nachtschicht doch etwas “fertig” war. Etwas verzögert wurde dieses durch das Begrüßen der verschiedensten und seit langen vermissten Personen im Fahrerlager.

Trainingsläufe

Den ersten Trainingslauf ließ ich ausfallen, und in meiner Gruppe hatte lediglich einer seinen Motor auf den Vorwärmtischen eingestellt. Das lag am Regen und an dem Zustand das die Lehmstrecke gut „weich“ war.
Der 2te Trainingslauf ließ nicht lange auf sich warten. Ich hatte das Setup noch nicht fertig, aber es ging erst mal darum zu sehen, ob der Motor gut eingestellt war und wie sich die Strecke „anfühlt“. Nach ½ Runden hatte der Buggy nur noch quälenden Vortrieb, irgendwas war da verkehrt und der Motor war so laut, dass die Rennleitung den Fahrer des Buggys 39 auf den Defekt hinwies.
In der Boxengasse erster Check… Antriebsstrang dreht sich, aber keine Kraft auf der Vorderachse… ok, Differential oder Antriebswelle. Es war der Antriebsknochen, der erst am Vorabend neu gesetzte Stift war herausgeflogen. OK, gut das es im Trainingslauf passierte, nicht gut war, die 1/2 Runde hatte gereicht, die Reifen und den Buggy dreckig zu machen.
Der zweite Trainingslauf war dann ok, auch wenn er fahrerisch etwas durchwachsen war. Aber langsam war ich wieder mehr auf, als neben der Strecke.
Beim dritten und letzten Trainingslauf hatte ich noch einmal einen Satz anderer Trainingsreifen montiert. Dabei stellte ich fest, dass der Reifen vorne links doch etwas stark bei Drehzahl auf dem Vorglühtisch schlingerte. OK, die Kontrolle zeigte, dass hier der Reifen sich in Teilen von der Felge gelöst hatte. Ein schneller Gang zum Pavillon und ein Tausch wendeten diesen Defekt ab.
Leider hatte ich nach einigen Runden das Gefühl, als wenn die Hinterachse kompletten Gripp Verlust erlitten hätte und später sah ich auch etwas „abstehen“ vom Buggy. OK, da winkte mir der Dämpfer zu, verdammt. Ab in die Box und ja, der untere Stift zur Dämpferhalterung hatte sich verabschiedet.
Ich improvisierte mit einer Schraube eine Reparatur…

Vorlauf

OK, mit der improvisierten Reparatur ging es in den ersten Vorlauf. So schlecht war der gar nicht und ich war in meiner Gruppe nicht letzter, war aber total stolz das meine Reparatur gehalten hatte.
Später stellte sich heraus, da hatte ich mehr Glück als Verstand, denn zwei Reifen hatten sich gelöst und waren nur noch locker drauf, neben bei hatten sie in die Felge eine 12 Kant Fassung gefräst.

Der zweite Vorlauf, dieses Mal mit dem geliehenen Stift von Sascha. Das führ sich ganz gut, leider mit 3 Flüchtigkeitsfehlern. Das ist natürlich dann schon deutlich in der Runden Anzahl zu sehen. Aber auch hier, ich war nicht letzter und so langsam war die Strecke, der berühmte 7bener Sprungkombination, die Kamel Buckel und das Infield ganz gut zu fahren.

Der dritte Vorlauf, jetzt ging es noch einmal um’s Ganze… nur ein kleinerer Flüchtigkeitsfehler, das lief richtig gut. Schaffte es gut im Mittelfeld mit zu schwimmen. Hier und da konnte ich dem einen oder anderen sogar „weg“ fahren. Ich musste vor Freude beim verlassen des Fahrerstandes Juchauzen, das war einfach geil. Buggy lief, Motor und Technik lief… phantastisch.

Dann noch Nachbereitung die sich aber über den Abend hinzog, da man mal hier, dann dort und dann wieder ganz wo anders in Gespräche vertieft war.
Um 23 Uhr fing es dann wieder an zu regnen und mein Wurfzelt baute ich unter den Blicken von Bernd und Felix Spielberger – und Ihrem Taschenlampenschein – auf. Dann wurde es noch richtig tiefsinnig an dem Abend und Bernd Spielberger und ich philosophierten über das Leben. Vielen Dank hier noch einmal an Bernd Spielberger, dass er so hartnäckig das gemeinsame Gespräch einforderte und sich auch durch meine chaotische Abendplanung nicht vom Ziel des „Mal ein wenig Reden“ abbringen ließ. ?? Auch Danke an die Grillcrew im Fahrerteam der Xray Fahrer, die mein Fleisch noch auf den Grill geworfen hatten. Grüße an – den Besucher – Dennis Eckfelder der sich einfach noch einmal zum RC Rennen verleiten lassen sollte.

Am Sonntagmorgen

Am Morgen hörte ich die Tropfen auf dem Zeltdach, man oh man, hatte es die Nacht durchgeregnet?
Die Strecke war extrem aufgeweicht aber… wenn doch ein Start ausgerufen würde? Ich machte mich daran 2 Akkus zu laden und meinen Regenmotor zu montieren.
9 Uhr dann Fahrerbesprechung mit der Aussage, dass man um 10 Uhr eine Entscheidung treffen wolle. Leider kamen dann in dieser Stunde noch einmal heftige Regenschauer durch, so das dann um 10 Uhr nach Abstimmung mit Verein und Sportkommissaren das Rennen abgebrochen wurde und die Wertung der Rangliste anhand der Vorläufe verwendet wurde. Immer hin besser, als wie es der große Maßstab in Spa bei der Formel 1 gemacht hatte.
Es ging zur Siegerehrung und zum langsamen Verpacken des ganzen Materials. Als einer der letzten rollte ich vom Vereinsgelände.

Gute Vorsätze und die Realität

Wenn man gezwungen so lange Pause macht, dann hat man natürlich gute Vorsätze. Wenn nicht jetzt, wann dann. Man könnte einmal den Buggy komplett überholen, man könnte ein, zwei oder gar drei Wochenende nur „technischen Dienst“ am Fahrzeug durchführen und jedes Detail reinigen, technisch überprüfen und in einen sehr guten Zustand überführen.
Ja man könnte, doch die kalte und grausame Realität sieht dann meist etwas anders aus.
Das kann man ja noch nächstes Wochenende machen. Ach das hat ja noch Zeit, es steht ja auch noch kein RC Rennen eingeplant. Nach dem Urlaub, nach dem Montag und nach dem folgenden Freitag, ach oder doch am dann folgenden Mittwoch…
Dann ist er da, der erste Renntermin und man merkt das einem die Routine fehlt. Dann kommt noch was dazwischen und plötzlich ist es dann doch Freitag, 22 Uhr und man merkt, das wird knapp, wenn ich um 1 Uhr pennen will.
Was lernen wir daraus? Gute Vorsätze und das Wort „Könnte“ sind gemeine Sachen. Meist ist es dann eben doch die Feststellung, dass man es irgendwie noch hinbekommen muss. Man ist eben Rennstallbesitzer, Finanzier, Mechaniker und Rennfahrer.

„Energie“…

Wer von den Lesern meiner Rennberichte ist Star Trek affin? OK… da ich davon ausgehen muss, dass es die wenigsten sind, erläutert ich das kurz. Kapitän James T. Kirk – Kapitän der klassischen Star Trek Serie – wurde mit dem Spruch „Scotty, beam me up“ berühmt – auch wenn er so nie gesagt wurde -. Jean-Luc Picard – Kapitän der Enterprise in der Serie „The next Generation“ – wurde mit „Energie“ berühmt, was so viel heißt wie “Fahren sie los Steuermann!“.

Aber was hat das nun mit meinem Rennbericht zu tun. Seit dem Messecup 2019 fahre ich nun den O.S. Speed. Nun kam diese Sache mit der Pandemie dazwischen, somit hatte ich nun noch nicht „so viele“ Rennwochenenden mit dem Motor. Aber auf dem Rhein-Main-Circuit hatte ich dann mal den direkten Vergleich. Einmal mit dem Reds 5, einmal mit einem nicht optimal eigestellten LRP und mit einem „alten“ Reds 5 und jetzt mit dem O.S.
Bei den anderen Motoren musste ich vor bestimmten Sprüngen immer „Anlauf“ nehmen, und es war sicherer ohne Anlauf lieber nicht zu springen. Mit dem jetzigen Motor war das etwas anders, ich konnte immer noch knapp vor dem Hindernis entscheiden… springe ich oder rolle ich drüber. Es reichten kürzeste Wegstrecken, um den Buggy auf Sprunggeschwindigkeit zu bringen. Finger durchziehen und „Energie“ war da, ein wenig fühlte ich mich wie Jean-Luc Picard…
Das war ein solches Hochgefühl, unglaublich. ?
Wenn Du noch etwas zu den Nitrotriebwerken, also den RC Nitro Rennmotoren wissen willst, schau mal diese Seite an: Link

An die Konsistenz

Das erste Rennwochenende nach einer solchen Pause und dann gleich in die Vollen. 4 Trainingsläufe, 3 Vorläufe und 2 Defekte. Setup noch nicht eingestellt und vollkommen aus der Routine. „Das war Spitze“ würde jetzt jemand rufen und mit der 80ziger Jahre TV Technik in der Luft eingefroren. Nein es war anstrengend, motivierend und irgendwie wieder superaffenturbogeil. ?
Zusätzlich noch die Rahmenbedingung. Viele die man erst mal begrüßen musste, viele wo man einmal vorbeischauen „wollte“ und viele die aus den anderen Sportkreisen den Hessencup besuchten, weil wir das Glück und die Möglichkeiten haben, überhaupt RC Rennveranstaltungen besuchen zu können.
Aber ja, nach den zwei kurzen Nächten, dem Schlag auf Schlag erfolgenden Ereignissen, den hier und da am Vormittag eintretenden Regenpausen, das ging an die Konsistenz. Spätestens Bernd Spielberger wird es gemerkt haben, ich glaube bei der aufregenden Unterhaltung hatte ich am Ende 2x im Halbschlaf geantwortet, Sorry dafür. ?
Aber so ist es eben an einem Rennwochenende, Chillen kann man ja in der Zeit, wo man auf das nächste Rennen wartet.

Licht ins Dunkel

Schnell schleppen wir die Stühle zu den Aufwärmtischen und wollten uns daraufsetzen, um im Sitzen dem Jugendlauf ansehen zu können. „Nein, Leute das geht nicht… macht das nicht!“ ruft Maxi vom Fahrerstand herunter. Dann trollen wir kurz vor der Aufwärmrunde ohne Sicherheitsweste einmal über die Bahn um dort am Geländer als Zuschauer zu fungieren. Phillip stellt als erster fest, dass das Geländer genau auf Augenhöhe einer Sitzenden Person ist und wir dann das Stehen vorziehen.
Dann geht es los, Jugendlauf, Nitro-Verbrenner Buggys und Elo Buggy gemischt. Die Streckenposten telefonieren miteinander, weil man noch etwas Zeit braucht bis alle Transponder den Fahrern zuzuordnen. Die ganze Szene wird durch die Strahler am Fahrerstand erhellt, da es bereits dämmert.
Es geht los und da vor uns die 7ner Sprungkombination ist, erleben wir, wie die beiden Helfer an’s Ende ihrer Kräfte geführt werden. Einige Jugendliche stechen mit einem guten, kontrollierten Fahrstyle hervor. Natürlich sind grobe Unterschiede in den Fähigkeiten zu erkennen und das ist ja auch gut so, denn die Jugend sind die Fahrer von morgen. 10 Jugendliche kämpfen um Ihre Platzierung und es ist einfach phantastisch anzusehen, wie Helfer, Streckenposten sich für die Rennpiloten auf dem Fahrerstand einsetzen.

Gut so

Natürlich ist die Mehrheit des Fahrerlagers traurig darüber, wenn ein RC Rennen abgebrochen wird. Aber der Rhein-Main-Circuit ist eine Lehm Strecke, und ein zwanghaftes Fahren bei aufgeweicht Lehm führt unweigerlich zu einer massiven Nachbereitung. Natürlich leidet eine Strecke darunter, wenn bei aufgeweichtem und nassem Lehmuntergrund sich Buggys durch diese weiche Fahrbahn pflügen. Bei normalem Rennbetrieb im trockenen Zustand muss eine Lehm Strecke arbeitsaufwendig nachbereitet werden. Ist dieser aber aufgeweicht, ist das in einem unverhältnismäßigen Maße der Fall. Das sehen wir im Fahrerlager nicht, denn das ist die stillschweigende, demotivierende und zeitaufwendige Arbeit, die der Verein und die Vereinsaktiven im Nachgang und in der Vorbereitung eines Rennens leisten. Aus diesem Grund ist es gut, dass die Veranstaltung mit diesen Rahmenbedingungen abgebrochen wurde, auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt. ?

Marcus & Florian

Man merkt Marcus Krause und Florian Schlimm an, dass sie nicht das erste Mal das Duo Rennleitung & Zeitnehmer sind. Florian hatte bei einigen Warm Up‘s in Bischofsheim und auch beim Messecup Leipzig 2019 den Zeitnehmer und auch – ein wenig – den Moderator / Kommentator gemacht. Marcus Krause kennt man, da er schon seit Jahren mit der Rennleitung beim MCL stellt und auch mit seiner Facebook Homepage immer coole Bilder vom RC Rennsport vermittelt.
Im Grunde muss man da nicht viel zu schreiben, oder sollte es grade deswegen tun? Denn die Rennleitung hatte genau richtig gearbeitet, in den Trainings bereits Härte gegen Raudies und unfaires Verhalten gezeigt, so war dann später alles sehr „seicht“ unterwegs. Florian kennt man und liebt man dafür, dass er auch mal selber ein wenig mitfiebert. Aber grade, wenn eine Rennleitung / Zeitnehmer Duo so solide arbeitet und stetig Herr der Lage ist, grade dann sollte man Loben und dieses kundtun.
Bis auf eine Kleinigkeit, war das wirklich ein Sound den Ihr eingespielt habt bei „Schnellste Runde” oder lag es nur daran, dass Ihr die Micros über den Tisch gezogen habt? Ab und an hörte sich das immer wie „Galoppieren“ an? War das wirklich gewollt?

Wenn man…

…auf mehreren Hochzeiten tanzt. Der Rhein-Main-Circuit hat die Besonderheit, dass das Fahrerlager von der Straße aus gesehen hinter der Strecke liegt und vor der Strecke eine Wiese ist, auf dem die Zelte übernächtigen dürfen und vor dem Vereinsgelände einen extra Parkbereich für Caravan, Wohnmobile und Wohnwagen bereitgestellt wird. Das hat natürlich den Nebeneffekt, dass die RC Rennfahrer die im Fahrerlager schlafen automatisch von denen getrennt werden, die in ihren Wohnwagen oder Wohnmobilen schlafen. Da ich aber an diesem Wochenende von mehreren Leuten dazu eingeladen wurde, sie während des gemütlichen Teils des Abends zu besuchen, hatte ich nun drei bis vier Anlaufstellen inklusive meines eigenen Pavillons, die ich in der Nacht stetig aufsuchte. Ich pendelte also zwischen dem Pavillon einer Rennfahrer Familie rundum Pützi, den Pavillon von Bernd Spielberger, dem Wohnmobil von dem Mann in roter Latzhose wo sich ein Großteil der Xray Fahrergemeinschaft sammelte, meinem Auto und meinem Pavillon. Schön war, dass sich ganz automatisch meine Mindestschrittzahl an diesem Tag locker erreichte. So ist das eben, wenn man auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen will.?

Einsame Entscheidung

Unter dem Fahrerstand liegen direkt die Pavillons des Fahrerlagers, ca. 65 Fahrer warten auf eine Entscheidung, ob man kurze Zeit später zum ersten Finallauf starten wird oder nicht. Das Regen Radar spielt verrückt, die Bahn ist aufgeweicht, auch wenn fleißige Helfer bereits die Wasserpfützen „abgesaugt“ hatten und an feuchten Stellen Sägemehl gestreut hatten.
Die Rennleitung ruft die Sportkommissare und die Vereinsvertretung zu sich. Das Fahrerlager ist vollkommen durchwachsen, einige wollen auch bei nassem Wetter starten, andere wollen das Ihrem Material nicht zumuten und wieder anderen ist es egal. Natürlich kann man im nassen RC Rennen fahren, aber geht doch irgendwie auf’s Material.
Man hatte in grober Vorahnung eines regnerischen Sonntages bereits alle Vorläufe am Samstag durchgeführt und trotzdem ist es dann immer eine einsame Entscheidung.
Doch auch für diesen Mut solche Entscheidungen zu treffen ein großes Lob an alle Beteiligten. Natürlich wollen immer einige den Wettkampf fortführen, egal wie die Rahmenbedingungen sind. Und jede Entscheidung hat Ihre Kritiker, doch die, die diese Entscheidung treffen müssen, sind meist allein. Danke für diesen Mut dieses zu tun.
Denn am Real Life in der F1 in Spa hat man es gesehen, ein Rennabbruch ist ab und an besser als das zwanghafte Festhalten an Hoffnungen und ggf. auftauchenden Möglichkeiten.

5 Kg

Ein kurzer WhatsApp-Chat zeigte mir, dass meine Rennfahrer Familie nicht ihren Gasgrill mitnehmen würde. Nun leitete ich über Facebook den nächsten Chat ein um zu erfahren ob andere einen Grill mitnehmen könnten und ob ich mich an dem Grillen beteiligen kann. Schnell war eine Alternative gefunden und ich kaufte mich mit der Zusage “Grill-Kohle” mitzubringen, bei dem Grillen ein. Das ist grundsätzlich nichts Unnormales, sondern wird im Fahrerlager oft gemacht, denn nicht jeder hat in seinem Kfz noch Platz für einen Grill. Als ich in den nächtlichen Stunden mein Material in das Auto packte, stellte ich schnell fest, dass die vorhandenen Grillkohle Reserven nicht mehr an ihrem Platz in der Garage meiner Eltern lagen. Sie hatten anscheinend die lange Pausenzeit zwischen den Rennen nicht überlebt und waren im wilden Handgemenge der Gartenpartys wohl abhanden gekommen. Ich entschloss mich erst einmal ohne Kohle anzureisen und zur Not alternativ im Raum Bischofsheim eine dezentrale Besorgung vorzunehmen. Am Morgen sagte ich dann vorsichtig “Die Kohlen, die habe ich nicht mit dabei, ist das schlimm?” “Na ja, du hast Grillkohle zugesagt, also wirst du doch welche besorgen können oder?” sagte der Mann in roter Latzhose. Natürlich war klar, dass es ein Scherz war und ich es auch hätte so stehen lassen können. Aber mir war auch klar, dass wenn ich jetzt keine Kohlen heranschaffen würde, ich diesen Sachstand und mindestens an diesem und am nächsten Rennwochenende des Öfteren zu hören bekommen würde, natürlich scherzhaft (wirklich)! Da ich so oder so bei der Anreise einen Baumarkt gesehen hatte, entschloss ich mich kurz in einer der längeren Regenpausen dieses schnell zu erledigen. Kohlen kaufen, das sollte kein Problem sein. Wenn man dann schon mal in einem gut sortierten Baumarkt ist, kann man auch noch gleich nach neuen Handschuhen für den Marshal / Streckenposten Dienst schauen, also 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen.
“Ich habe jetzt 5 kg edelste Buchenholz Grillkohle im Auto, wo soll ich die hintun?”
“Aber heute Morgen hattest du noch keine?”
“Nun unmögliches sofort, Wunder dauern etwas länger!”
Kurz huschte ein leichtes Grinsen über das Gesicht des Mannes mit roter Latzhose.

Sascha mein Retter

Der Defekt in der dritten Trainingsrunde war klar, ein Stift der den Dämpfer am Querlenker hält war hinten rechts herausgerutscht und für immer in dem Lehm der Strecke verschollen. Ich durchsuchte nun meine Ersatzteile, so’n Teil habe ich doch bestimmt noch… oder? OK, zweites Mal durch suchen… wieder nix.
Dann gehe ich Zu Sascha Hellemeister, der 2te Serpentfahrer im Fahrerlager und frage Ihn, ob er das als Ersatzteil hat. Er schaut, reicht mir dann eine Ersatzteilkiste rüber und sagt „Schau mal selber durch, ich muss hier an meinem Buggy noch was machen…!“
Ich krame 2x seine Kiste durch, nein… hat er auch nicht. Gut, die 3 mm Schraube mit etwas Papier und Konterschraube fixiert scheint ja „zur Not“ zu halten.
Der erste Vorlauf geht durch und ich habe es einfach riskiert und zu meiner freudigen Überraschung hält meine Improvisation. Freudig belustigt und begeistert gehe ich nach dem Helferposten zu meinem Pavillon. Wer hätte das gedacht, dass diese Fixierung mit einer Schraube hält?
Als ich mein Setup überprüfe steht ein vor Freude strahlender Sascha Hellemeister neben mir, reicht mir den Stift rüber… „Ich habe doch im Wohnwagen noch den Ersatz Elo Buggy!“
OK… Sascha ist mein Retter in der Not, denn der Stift ist natürlich sicherer als die improvisierte Schraube.
Schön und zu meinem Glück bin ich als Serpentfahrer doch nicht ganz allein.

Das ist nicht meine Welt…

…sagt der Mann in roter Latzhose und schaut auf den Buggy des Sohns vor sich auf dem Schraubertuch. Gemeint war, dass nach jedem RC Rennwochenende Unmengen an Rennberichten im „Gesichtsbuch“ erscheinen. Dann dreht er den Kopf erneut zu mir und setzt nach: „…aber ich weiß, dass es heute ohne nicht mehr geht!“.
Ja, der Mann mit roter Latzhose gehört zu jener Generation, als RC Rennsport noch etwas sehr Exotisches war, als RC Modellbauer sich an Stammtischen und in RC Modellbaugeschäften getroffen haben. Das ist nicht so lange her, aber lang genug, als dass es heute eben nicht mehr so ist. Wir beide wissen, so ganz ohne Promotion geht es nicht, ganz ohne das Motto „Tue Gutes und Sprich (schreib) darüber!“ ist ein exotischer Nischensport zum Aussterben verurteilt.
Es gibt gute, schlechte, ehrliche, unehrliche, dem Sponsor gefallende, dem Publikum gefallende, den zu kurzen und den zu langen Rennbericht. Aber jeder, jeder einzelne Rennbericht ist eben ein Schritt mehr an die Öffentlichkeit.
That’s what it is, Arbeit für de Öffentlichkeit eines einzigartigen Nischensports. ??

Gratis

„Den Blumentopf, die Palme und diese Orchidee, alles für 20 Euro, greifen sie zu…!“ Wer kennt das nicht, die Kirmes- und Marktschreier die immer Blumen zum Spotpreis abverkaufen oder die Fischverkäufer auf dem Hamburger Fischmarkt.
Aber was gibt es denn bei einem Rennwochenende „gratis“, es kostet doch alles Geld?
Soziale Kontakte und das Gespräch über RC Cars, der Erfahrungsaustausch, den technischen Tipp, das mal in das andere Pavillon gehen und sich den Buggy des anderen ansehen, mal sehen wie ein Berkan Killic über die Bahn fährt, der Mugen Support mit Tipps von Kilic oder die Erfahrungen der ganzen Teamfahrer.
Gut dabei ist, wenn man wollte, so könnte man sich diesem entziehen. Man würde einfach niemanden ansprechen und den ganzen Tag – bis auf die Fahr- und Helferzeit – in seinem Pavillon sitzen.
Aber wer will das schon, es ist doch viel interessanter und erfüllender soziale Kontakte im Fahrerfeld zu pflegen. ?

Fazit

Irgendwie ist dieser Rennbericht mit Metaphern zu Kinofilmen oder Tv Serien nur so gespickt, so auch das Fazit des Wochenendes. Wenn man 8275 Stunden auf ein RC Rennen gewartet hat, es dann aber wegen Regens abgebrochen wird, war es das dann wert?
Hier erinnere ich mich an eine der entscheidenden Scenen aus „Königreich der Himmel“
Als Balian Jerusalem – zu seinen Bedingungen – aufgibt und Balian Saladin fragt, was Jerusalem wert wäre, so antwortet dieser zuerst mit „nichts…“ geht ein Stück und fügt dann „Alles!“ hinzu.
So ist es auch hier, was ist ein verregnetes RC Rennwochenende Wert, nichts und doch Alles!

Was man nicht sieht

Die Streckenvorbereitung, die Streckenanpassungen in Zeiten der Lockdownphasen, die liebe in die Feinheiten der Strecke, die Vororganisation eines solchen Renn-Events, die Herausforderung der Hygienevorschriften der Behörde, die Koordination der verschiedenen Helfer und Mitwirklenden, der am Wochenende auftretende Fehlerteufel und der Faktor des nicht planbaren.
Helfende Hände der Vereinsmitglieder, Zeitnehmer, Rennleiter, Helfer im Hintergrund, die wirklich gute Küche und Verpflegung und auch Fahrer…
Danke“, denn ohne Euch wäre ein solches Event nicht möglich.

Der Verein

Der ESV Blau-Gold Bischofsheim 1958 e.V. ist im Grunde ein „Eisenbahnmodellbau“ Verein. Die Abteilung Automodellsport-Offroad wurde 2005 durch 15 Gründungsmitglieder und deren finanziellen Einlagen ins Leben gerufen.
Es gibt eine reine 1:10 Elo Offroad Teppich Strecke und eine 1:8 Offroad Strecke die sehr bekannt ist. Der Verein bietet Gastfahrertage mit und ohne Camping an und hat eigentlich ein „Rund um Glücklich“ Service. Er liegt im Nahbereich bei Bischofsheim und dort im Industriegebiet. Jedes Jahr wird ein internationales Warm Up angeboten und in den letzten Jahren wieder Hessencup Läufe, aber auch 1:10 Offroad Rennen.

Links

ESV Blau-Gold Bischofsheim 1958 e.V. Abteilung Automodellsport Off-Road
Hessencup
Mika News Artikel

Facebook Fahrer Berichte

Ricky Waitz
Leon Zöhrer
Berkan Killic
Kim Einert
Aron Rönick
Tom Zschiedrich
Anastasia Förg
Anke Müller
Felix Und Bernd Spielberger

Platzierung

Juniorfinale
Platz 1 — Vladislav Schiopu
Platz 2 — Aaron Waitz
Platz 3 — Christopher Förg

ORE8 Expert
Platz 1 — Berkan Kilic
Platz 2 — Burak Kilic
Platz 3 — Aron Rönick

OR8 Hobby
Platz 1 — Sebastian Cordts
Platz 2 — Sascha Hellemeister
Platz 3 — Vladislav Schiopu

Ergebnisliste als PDF -> Link

Interesse

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