Rennen im Kessel…
In Gedanken vertieft…
…sitze ich im A320 der in wenigen Minuten in Richtung München abfliegt. „All Doors in Flight!“ höre ich noch, dann sinke ich weck. Die Schwerelosigkeit des Fliegens die die „Gebrüder Wright“ noch zu erhoffen glaubten und die man heute beim Starten und schnellen Aufstieg einer Verkehrsmaschine eher nicht spürt – wenn man in den Sitz gedrückt wird -, erlebe ich nicht mehr. Ich hatte mir vorgenommen den Rennbericht zu schreiben, aber die Müdigkeit gepaart mit dem Summen der Turbinen lässt mich einschlafen.
Vater & Sohne oder gar Eltern Kind Wochenende

Ich treffe einige junge Väter. Manche von Ihnen treten gern etwas zurück – im sportlichen Wettkampf – und fahren Elo und betreuen und helfen Ihrem Nachwuchs am Rennen teilzunehmen. Die meisten, nicht so semiprofessionell, wie es die verschiedenen Top 20zig Fahrer der deutschen OR8 Scene machen. Viele nutzen die gemeinsame Zeit mit Ihren Kindern, als gemeinsames Erlebnis. Es ist erfreulich anzusehen, wie es sehr viele Jugendliche mit Ihren Vätern, Müttern und Freunden im Hessencup und im Jugendlauf gibt.
Ich erinnere mich an das Vatertagstreffen meines Vaters zurück. Ich erlebte es als kleines Kind immer als eine Mischung von Abenteuerspielplatz, Grillfest, Geburtstag und komisches aber angenehmes Treffen. Ach Papa… schade das ich dieses Hobby nicht mit Dir teilen kann… wie würdest Du es sehen, das würde mich doch interessieren…
Aber kommen wir zurück zum Hessencup Lauf im Linsenkessel, wo einige Vater-Sohn Gespanne vom Expert zum Hobby bis hin zum Anfängerfahrer vorhanden sind.
Ja die Jugend ist unsere Zukunft und nicht jeder kann bei seinem ersten Rennen fahren wie ein erfahrener Expert Fahrer mit Routine… aber ich beobachte Akzeptanz und Toleranz im Fahrerlager, schön!

Vom Gefühl her „Fahre ich mit“ und „nicht hinterher“

Ich hatte dieses Empfinden schon in 2017, aber nun wird es deutlich verstärkt. Vom Gefühl her bei den Trainings und bei den Läufen fahre ich mehr im Mittelfeld mit und kann mich sogar ab und an auf Überholmanöver oder das direkte Verfolgen konzentrieren. Die Zeiten in den ich mit Abstand hinterhergefahren bin, liegen gefühlt hinter mir. Es verwundert mich, denn bei meiner eigenen „Carrera Bahn“ kam dieses Gefühl schneller auf, aber da habe ich die Strecke auch selber gebaut und es ist nur die Dimension Gas / Bremse.

Wetter

Gefühlter Hochsommer breitet sich im Linsenkessel aus. Man ist eigentlich froh über die Lage der Strecke, die immer an einigen Stellen unter dem Schatten von Bäumen ist. Der Zuschauerbereich der unter blühenden Obstbäumen liegt hat schon fast etwas von philosophischer Romantik… Ich verkneife mir ein breites Grinsen, denn hier auf der Zuschauerbank unter den blühenden Bäumen könnte man auch Arthur Brooke erwarten, der sein „Romeo und Julia“ schreibt.

Willst Du bekannt werden

…nimm einen Gimbal, eine Aktion Cam und filme. Plötzlich kennen Dich alle und alle wollen wissen wann es online geht. Aber das ist es ja und genau das hatte mich auch zu Beginn zögern lassen. Ich bin kein semiprofessioneller YouTuber. Filmen und wenige Tage nachher online gehen… gibt es leider nicht. Obwohl ich verstehen kann, dass jeder gern sehen will was ich da filme, geht mir ja nicht anders. Die Zielgruppe sind eben Leute die Nichts mit der Szene zu tun haben und diese zu begeistern verlangt – imho* – mehr als stumpf das Rennen mit zu Filmen. Denn die Leute die nicht in der Szene sind, die müssen – imho* – erst einmal verstehen… was den indirekten Reiz – neben dem Final fahren – aus macht.
Na ja, wir werden sehen was da kommt…
Ich will auch keine zu großen Hoffnungen und Erwartungen wecken…
Es wird bestimmt … „schlecht“

IMHO steht für „In my humble opinion“ und meint wortwörtlich „meiner bescheidenen Meinung nach“ Link zu Wortwuchs.net

Ernste Gespräche zu späten Stunden

In nächtlicher Stunde und lustiger Runde sprechen wir über Eltern / Kind Verhältnis, wie man was macht, wie sich das Leben durch Kinder verändert, aber auch der übliche Fahrerlager Schnack ist dabei und so manch einer wundert sich über die Grillgewohnheiten die man zu pflegen sich angewöhnt hat – Insider: Ja, Alufolie ist nicht ergonomisch in der Öko-Gesamtbetrachtung -. Auch wird manche aufopfernde Tat vollkommen falsch gewertet! Wenn z.B. in aufopfernder und selbstloser Art der Deckel einer Kühlbox im Wohnwagen fest mit beiden Händen umschlossen bleibt – damit er keinen Schaden nimmt -, während die Person selber den Innenraum mit dem Kopf neu vermisst und gegen die Schranktür stößt. Gerüchte behaupten, der Genuss einiger Getränke hätten eine gehemmte Körperwahrnehmung verursacht.

Wehmut

Es war ein Rennen 2015 das ich hier Besuchte und in dem mir Roman ein wenig die Angst der Teilnahme nahm. Es war hier wo ich im Fahrerlager saß und von allen als „Besucher“ ohne Argwohn akzeptiert wurde. Und wenn ich dann zurück schaue was in den letzten 3 Jahren entstanden ist, habe ich eine innerliche Freude. Hessencup, NRW Cup, Messe Cup Leipzig, Fahrerlagerfreundschaften, Freundschaften und… einfach ein Gefühl der Familie.
Was ist aus diesem „Besuch“ alles entstanden… schön!

Finallauf

Das Ziel der Arbeit des gesamten Wochenendes liegt in der nächsten halben Stunde. Ein letzter Prüfender Blick auf den Schraubertisch… ja, ich habe jetzt alles. Langsamen Schrittes gehe ich durch das Fahrerlager, vorbei an dem Parc Ferme zum Anheiztisch. Ich könnte drei – für mich – sehr gute Vorläufe fahren und bin im 1/8 Finale auf Platz 2. Sollte ich den Platz verteidigen können, würde ich aufsteigen. Mir ist aber bewusst das einige der Mitfahrer in diesem Lauf in den Vorläufen vom Pech verfolgt waren. Diese werden natürlich Druck machen und ich selber bin noch nie so weit vorn in der Startaufstellung gestartet.
Die nächsten 3 bis 4 min. verbringe ich ein wenig in einer Trance. Die ganze Szene erinnert mich an die Startsequenz des alten Kino Film „Grand Prix“.
Alle warten und jeder startet sein Nitrotriebwerk zu dem von Ihm am idealisierten Augenblick. Einige schrauben noch sehr aktiv am Buggy herum, Motoren heulen auf, wieder andere nehmen letzte Einstellungsanpassungen am Motor vor, andere scherzen mit Ihrem Boxenhelfer oder besprechen mit Ihm den Tankryhtmus. Immer wieder schweifen die Blicke zum fahrenden B 1/8 Finale und den Zustand der Strecke.
Ich muss schmunzeln… es ist irgendwie wirklich genauso wie in der Startsequenz des Kino Films… unfassbar.
Dann geht es los… Einführungsrunde… ich versuche in meinen Rhythmus der Rundenfahrt zu kommen und teste Bremse und Traktion… da ich ja neue Reifen drauf habe.
Die innere Anspannung steigt… und irgendwie geht man im Kopf ständig alles durch…
Der Start… alles in Ordnung… bei der Einfahrt in das erste Sprunghindernis bin ich vorn und nicht im Verkehr… Nein… konzentrier dich auf deinen Buggy, egal was hinter Dir los ist.
Auch die nächsten Hindernisse fahre ich sicher, wenn auch etwas langsamer, da die Verfolger aufschließen können. Nach der Zeitschleife im S Kare kann ich etwas Abstand aufbauen… minimal.
Erneut das Sprunghindernis… und zwei Verfolger schließen auf…
Auf der Graden vor der Podest Auffahrt ziehen sie gleich und ich versuche mit einer stärkeren Beschleunigung weg zu fahren.
Gefühlt schaffe ich das…
Die Ernüchterung gepaart von innere Wut treffen mich wenige Sekunden danach. Ich habe den Bremspunkt einfach „unbeachtet“ gelassen und zusätzlich noch die steilere Podest Auffahrt angefahren. Der Buggy wird in die Lüfte gewuchtet und fliegt einem hohen Bogen in das Gestrüpp.
Ich kann den Buggy nicht mehr sehen und gehe vom Gas. Die Konkurrenz zieht in großen Teilen vorbei in der Zeit in der der Helfer im Gestrüpp verschwindet.
Als er erscheint gebe ich langsam Gas… und setze das Rennen fort. Erst nach 2 weiteren Runden finde ich wieder zu meinem Rhythmus zurück…

Es wird letztendlich der undankbare 5te Platz, aber das ist nicht ganz so schlimm. Erstmalig bin ich so weit vorn gestartet und konnte mich an das Gefühl das man vorn Startet und „Druck anderer Fahrer“ spürt, gewöhnen.
Nach dem Finallauf kommt der Helfer zu mir… Ich solle den Buggy einmal überprüfen, er hätte mit allen vier Rädern im Bach gestanden, nur damit die Elektronik keinen Schaden nimmt.

„… und war es ein erfolgreiches Wochenende für Dich?“

Diese Frage stellt mir Marco bei der Verabschiedung. Die Siegerehrung ist grade vorbei und ich habe jetzt vor, noch ein wichtiges Interview in den Kasten zu bekommen. Mich trifft die Frage unerwartet… und ich muss kurz zögern…. Doch dann finden mein Unterbewusstsein und mein realer Verstand wieder genügend positive Gründe… somit kommt die Antwort:
„Ja klar, alles erreicht… und bei der Konkurrenz in meinem Finallauf wäre ein Aufstieg auch sehr schwer gewesen!“

So ohne Weiteres

…ist eine solche Aktion nicht möglich. Es beginnt mit den Vorbereitungen, der Organisation im Hintergrund, dem Zeitnehmer der in seinem Häuschen Sitzt und immer wieder gleiche Ansagen macht und gelassen bleibt, der Dixi Haus Bestellung und Aufstellung, der Aufstellung und Bereitstellung des Verpflegungsbereiches, der Organisation und Durchführung eines Schichtbetriebs der Verpflegung und des Grills, dem Stellen des Rahmens für das Rennen und der Bereitschaft das einer den Rennleiter gibt… und Abschließens… es sind 100te Helfender Hände und Kleinigkeiten die im Hintergrund stattfinden und die den eigentlichen Buggy Rennfahrer nicht tangieren bzw. belästigen.
Doch damit das so ist, bedarf es einiger helfender Hände, einigem organisatorischen Geschick und sicherlich auch Erfahrung einiger weniger. Hier steckt viel gegenseitige Hilfsbereitschaft, gegenseitiges Vertrauen aber auch Verbundenheit zum Verein und Verbundenheit zur Veranstaltung drin.
Viele Fahrer vergessen, dass ohne diese Arbeit und Tätigkeit eine solche Veranstaltung nur stark eingeschränkt und bei weitem nicht so gemütlich stattfinden würde… und dass oft Vereine abwägen, ob sich die Einnahmen der Veranstaltung gegen die auf sich zu nehmenden Mühen rechnet.
Aus diesem Grund: Vielen Dank an jeden einzelnen der in welchem Ausmaße auch immer im Hintergrund geholfen hat.

Der Verein

Der MSV-Linsengericht e.V. primär ein Verein der sich dem 1:8 Offroad fahren zugewandt hat. Der Verein wurde 1991 in Linsengericht / Geislitz von einer handvoll Modellsportbegeisterten gegründet. Ziel und Zweck des Modellsport Verein Linsengericht e.V. ist das Betreiben von funkferngesteuerten Automodellen. Es gibt keine anderen Bereiche auf dem Vereinsgelände und keine anderen Abteilungen.
Positiv kann man hier aber das schon fast familiäre Verhältnis und Stimmung im Verein. Das hat sicherlich auch jeder andere Verein im OR8 Bereich, aber hier ist es – so habe ich es persönlich erlebt – ausgeprägt.
Gastfahrertage werden auf der Homepage – die unten gelinkt ist – ausgeschrieben und natürlich auch wo und wie welche Vereinsmitglieder erfolgreich teilgenommen haben. Auch betreibt der Verein andere Rennserien aus dem OR8 Bereich.

Links:

Hier noch einmal die Homepage des Vereins:
http://www.msvlinsengericht.de/
https://www.facebook.com/MSVLinsengericht/

Homepage des Hessen Cups:
http://www.hessencup.de/

Ergebnisse

Klasse Hobby
Platz 1 Sebastian Fenske
Platz 2 Mike Henneböhl
Platz 3 Haroun Schobner

Klasse Expert
Platz 1 Tim Kunz
Platz 2 Manuel Büssing
Platz 3 Benjamin Marks

Klasse Elo
Platz 1 Lennart Wissel
Platz 2 Andreas Rauch
Platz 3 Tim Kunz

Interesse

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